Böblingen: Böblinger Kantorei mit Dvorak-Messe in der Stadtkirche

Chor trumpft mit Ouvertüre


Von Bernd Heiden, Mitarbeiter der SZBZ
Mit freundlicher Unterstützung der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung

In einem A-cappella-Rahmen aus Mendelssohn und Bach stand im Mittelpunkt des Konzerts der Böblinger Kantorei die D-Dur-Messe von Antonin Dvorak. Wie bereits bei der Requiem-Aufführung dirigierte Manfred Schreier den Chor und ein Solistenquartett, an der Orgel saß Michael Stadtherr.

Er wird auch vertretungsweise ab April bis August das Kantorenamt an der Stadtkirche bekleiden. Kantor Eckhart Böhm hatte schon beim Kantorei-Konzert mit dem Brahms-Requiem im Dezember aus gesundheitlichen Gründen passen müssen.

Die Vermutung liegt natürlich nahe, dass der Ausfall des Stammchorleiters die Kantorei verunsichert. Ganz als ob das Ensemble dies zu widerlegen gedenkt, trumpft die Kantorei zur Ouvertüre mit der Psalmvertonung „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy regelrecht auf. Erstaunliche Kraft bei leuchtendem Klang bringt das Unisono angestimmte Psalm-Motto zum Auftakt, aber auch in der später bis zu achtstimmigen Aufgliederung mit vielen feineren Passagen bezeugt das Ensemble prima Niveau.

Auch die Dvorak-Messe in der Erstversion mit Orgel- statt Orchesterbegleitung zeigt eine Kantorei, die beispielsweise den mächtig-eindrücklichen Jubel des „Gloria“ wie dessen keusch-reduzierte Sequenzen mal mit der Verve der Überzeugung, mal mit Demut vorzutragen versteht. Das kristalline Klangbild, wie beim kurzen Mendelssohn, kann sie bei dem großen Dvorak-Werk allerdings nicht immer durchhalten. Auch macht sich ab und an nun bemerkbar, dass die Tenöre zwar tüchtig, aber wenige sind.

Dennoch beschert Dvorak die Zuckerguss-Momente dieses Sakral-Konzerts: Sopranistin Catherina Witting, Mezzosopranistin Jasmin Joos und Tenor David Fischer sorgen hier dafür, dass ein kleiner Belcanto-Traum große Wirklichkeit wird. Mit Martin Herrmann wurde auch ein Guter für die Basspartie verpflichtet, an die Politur seiner Mitsolisten reicht er aber nicht ganz hin.

Wie das Konzert begann, so endet es mit einem A-cappella-Werk, der Motette „Lobet den Herrn, alle Heiden“ von Johann Sebastian Bach. Auch wenn es weit kunstvollere Motetten nicht zuletzt von Bach gibt, das Stück entpuppt sich mit seiner Kontrapunktik doch als einigermaßen ehrgeizig. Unter anderem kleinteiligere Liniengestaltung durch entschiedenere Silbengewichtung hätten dem Stück wohl kaum geschadet.

Als Solist mit dem „Pièce d’Orgue“ von Johann Sebastian Bach stellt sich Michael Stadtherr als fähiger Organist vor, dessen Tempofreiheiten des einstimmigen Präludien-Eingangsteil freilich schon sehr ausgeprägt anmuten.

Manfred Schreier dirigiert für Eckhart Böhm die Böblinger Kantorei.