Böblingen: Tierischer Abend mit Kantorei auf der Diezenhalde
/ 3.Juli 2002 / Böblinger Kreiszeitung (Artikel von Isa-Dorothe Gardiewski)

Huhn frisst Gummiblätter

Kompositionen und Arrangements rund um Viecher aus Klassik, Jazz und Pop präsentierte die Böblinger Kantorei mit Gesangs- und Instrumentalsolisten unter der Leitung von Tilmann Jäger: ein tierisches Konzert auf der Diezenhalde.

"Die Schöpfung: göttlich, menschlich, tierisch", das ist das Motto des kantoralen Konzertzyklus in diesem Jahr. Nach Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" im April wurde nun der zweite Schöpfungsteil aufgeführt, dessen Mittelpunkt ganz der heimischen und südländischen Fauna gewidmet war.

Mit Kompositionen von Josquin Desprez, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert bis hin zu Gioacchino Rossini, Paul Hindemith, Charlie Parker und Klaus Stahmer wurde auf musikalisch anschauliche Art und Weise von Chor und Solisten allen Grillen, Flöhen, Fliegen, Vögeln, Fischen und Katzen dieser Welt ein Lobgesang bereitet.

Gut herausgearbeitete und arrangierte Gegensätze in der Musikwahl erzeugten eine lebendige Spannung, die sich über das Konzert legte. Beeindruckend dabei auch die Leistungen der Jungsolisten, allesamt Schüler von Jäger. Sowohl Viola Bornmann (Sopran), Sebastian Gühne (Bass), Dennis Schöps mit seiner Posaune und Christoph Kächele am Piano überzeugten mit Können und Engagement.

Rund 100 Besucher im ökumenischen Gemeindezentrum Diezenhalde in Böblingen erlebten ein abwechslungsreiches Programm. Choreinlagen wechselten mit Gesangs- und Instrumentalsoli sowie Gedichtrezitationen von Rilke ab. Der zweite Teil des Konzerts entwickelte sich zum heiteren Mitmach-Konzert. Verschiedene leichtere Kanons rund ums Huhn wurden sechs- und achtstimmig mit dem Publikum einstudiert und gemeinsam durch rhythmische Bewegungen stimmungsvoll hervorgehoben. Da lachten auch die Hühner beim Gummiblätterfraß.

Tilmann Jäger war an diesem Abend nicht nur Dirigent und Leiter der gesamten Darbietungen, sondern auch gekonnter Conférencier und immer im Dialog mit dem begeisterten Publikum. Sein musikalischer Esprit und die Faszination und Freude des Ensembles schwappten auf das Publikum über, so dass am Ende eine leicht angeswingte Vertonung von "The lion sleeps tonight" als Zugabe den tierischen Abend abrundete.