Auftakt zum 13. Böblinger Sommerreigen in der Maurener Scheunenkirche
/ 27.Juni 2002 / Böblinger Kreiszeitung


Mauren - Zum dreizehnten Mal finden an vier Abenden Kultur-Events in der Maurener Scheunenkirche statt. Das Thema diesmal ist die Musik der Zigeuner aus dem ungarisch-rumänischen Raum. Der Musik- und Kunstschule sowie der Kulturinitiative pro arte e.V. ist es gelungen , drei namhafte Gruppen in die ländliche Idylle zu holen.

Der Auftakt am Donnerstagabend war jedoch hausgemacht, d. h. es gastierte die Böblinger Kantorei unter ihrem Leiter Tilman Jäger. Auch hier hielt man sich zu Beginn an das vorgegebene Motto und sang eine kleine Auswahl aus den Zigeunerliedern op.103 von Brahms. Die Romantik hat allerdings das freie und lustige Zigeunerleben ein wenig zu positiv gesehen.

Der Wald als Aufenthaltsort war zugleich auch Schutzraum in schweren Zeiten. Die Baum- und Walddekoration in der Kirche sollte das verdeutlichen. Begleitet von Christoph Kächele am Klavier sang man sehr konzentriert und klangdurchsichtig, die trockene Akustik nahm ein wenig von dem Feuer und der Leidenschaft. Danach dann bot man eine Stunde lang ein tierisches Programm von der Grille von Josquin Desprez bis hin zu Peter Kreuders Ich wollt ich wär ein Huhn. Das war mit Witz und Verstand zusammengestellt und auch reizend dargeboten. Nach guter a-capella-Kammerchor-Manier fand man hin zu atmosphärischer Dichte, Wohlklang und deutlicher Deklamation. Ein wenig fehlte bei aller Lockerheit noch das Loslösen vom Notenblatt, das musikantische Darüberstehen über technischen Probleme. Maytias Seibers There was a man in a tree oder gar Hindemiths O la biche vertragen noch etwas mehr innere Lebendigkeit. Zwei Mitglieder des Chores brachten sehr beziehungsreiche Textbeiträge, die das Programm auflockerten. Tilman Jäger, Musiklehrer am AEG und dort vor allem als Jazz-Experte bekannt, brachte drei begabte Schüler als Solisten mit. Einmal den schon sehr versierten Posaunisten Dennis Schöps, der zwei Tier-Jazz-Titel spielte, von seinem Lehrer sehr wendig am Klavier begleitet, zum anderen Viola Bornmann und Sebastian Gühne als Sänger, die das reizende Katzenduett von Rossini in bester Arienpersiflage zelebrierten. Zuvor hatten sie sich mit Schuberts Forelle und Beethovens Floh einzeln vorgestellt. Der erste Abend fand bei schönstem Wetter und in bester Atmosphäre statt und dennoch blieben viele Plätze leer. Das wird sich sicher in den nächsten Tagen ändern. Der Beifall war immerhin stark genug, den Chor zu einer Zugabe zu ermuntern, mit der er singend von der Bühne zog.